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Ramona Lukas, selbständige Unternehmerin aus Bad Kohlgrub

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Natur und Frisur

Ramona Lukas, selbständige Unternehmerin aus Bad Kohlgrub

Wer in Ramonas Friseurladen kommt, dem fällt sofort die Produktauswahl in ihren Schaufenstern und im Laden auf. Neben naturkosmetischen Haar- und Körperpflegeserien, Putzmitteln und allerlei Gesundheitsprodukten biologischer Art finden sich auch die ausgefallenen Reinigungsmittel ihrer eigenen Produktserie „Soiba g‘macht“, die man als Verbraucher/in aus natürlichen Mitteln selber herstellen kann. Der Eindruck von der Liebe zur Natur und Umweltbewusstsein wird auf Anhieb deutlich erkennbar.

„Wie bist Du dazu gekommen, dich über deinen Friseurberuf hinaus, mit solchen Themen wie  biologischer Ernährung, biologischen Reinigungsmitteln und Wasseraufbereitung beruflich zu beschäftigen? Was hat dich dazu bewogen?“

Ramona: „Das liegt erst einmal daran, dass ich naturbewusst aufgewachsen bin. Wir haben früher schon immer viel mit Naturheilverfahren gearbeitet. Meine Oma, mein Papa haben viel aus dem Garten selbst verwertet. Sie haben aus Kräutern Hustensäfte selbst gemacht oder sich Salben hergestellt. Meine Mama hat schon immer darauf geachtet, dass wir frisch zubereitetes Essen und möglichst keine Fertigprodukte auf dem Tisch hatten, weil ihr das schon immer wichtig war. Nährstoffe waren in unserer Familie schon von je her Thema, egal wieviel man an Arbeit um die Ohren hatte. Von meinem Papa habe ich sehr viel im Garten gelernt. Er hat alles angepflanzt, was für unsere gesunde Ernährung wesentlich war und wir hatten auch Fische. Mir wurde früh vermittelt, dass das, was man selber hat, das Beste ist.“

„Seid ihr nicht sozusagen mit der Moderne gegangen, die einem Zeit und Aufwand genommen hat, indem man all die praktischen Dinge lieber schnell einkauft und alles zeitsparender zubereitet, so wie die meisten heute leben?“

„Nein, weil wir wussten, dass es nicht gesund für uns ist bzw. sogar schädlich sein könnte. Und außerdem ist es kein Aufwand für mich! Auch wenn der Berufs- und Familienalltag mich durchaus sehr beansprucht. Allein zu wissen, dass es meinem Körper gut tun wird, macht es mir leicht. Ich habe es für mein Leben mit übernommen. Und für meine Familie, also meine beiden Töchter und meinen Mann.“

„Nun, sehr viele Menschen bedenken dies nicht. Was war bei dir da anders?“

Ramona: „Für mich war der Antibiotika-Skandal über die sich immer weiter verbreitende Resistenz von Tieren als auch von Menschen der ausschlaggebende Knackpunkt. Hier wurde mein bisheriger Anspruch gegenüber Lebensmitteln nochmal besonders geweckt. Ich wollte wissen, was genau ich konsumiere. Deshalb haben wir inzwischen mit eigenen Tieren das abgedeckt, was uns schmeckt und wichtig ist. Wir sind überwiegend vegetarisch ausgerichtet und essen hin und wieder gern einmal Fleisch. Aber nicht irgendein Fleisch. Und so haben wir unsere Hühner und damit unsere eigenen Eier. Im Frühjahr halten wir Mastgöckel und wir haben Enten und Gänse. In einem gepachteten Weiher haben wir auch noch Forellen. Die Tiere haben bei uns ein sehr schönes Leben, glücklicherweise ist unser Grundstück so groß dafür, dass sie gut Auslauf haben. Und unser Rindfleisch holen wir bei einem befreundeten Landwirt, der auch nur biologisch und mit EM (effektive Mikroorganismen) arbeitet.“

„Wie schaffst du das alles in Dein Leben zu integrieren: Deinen Beruf, Kinder, Familie, Tiere, Garten? Du hättest doch Grund genug zu sagen: ‚Diese ganze Anstrengung mit all den biologischen Ansprüchen ist mir einfach zu viel‘.“

„Wir packen alle an. Die Kinder helfen mit und meine Mama kommt regelmäßig. Mit den Nachbarn haben wir sozusagen Schichtdienste für die Tierversorgung eingerichtet. Es hat sich eine richtige Gemeinschaft entwickelt. Wir alle haben Freude daran. Anders geht es nicht. Ich hab ja den elterlichen Friseurbetrieb, den mein Opa schon geführt hat, übernommen. Dazu habe ich meine Friseurlehre abgeschlossen und den Meister gemacht. Im Jahr 2000 gab es dann ein einschneidendes Erlebnis, einen Schicksalsschlag sozusagen, als die Schulmedizin am Ender ihrer Möglichkeiten angelangt war. Dieses Ereignis hat mich dazu geführt, mich mehr mit Naturheilmitteln auseinanderzusetzen. In dieser Zeit hatten wir viel Kontakt mit verschiedensten Therapeuten, Heilpraktikern und Heilern. Mit jeder neuen Herausforderung taten sich immer wieder neue Wege auf. Es geht immer weiter, man muss es bloß sehen. Das habe ich als meine Mission gespürt und damit eine neue Vision gehabt.“

„Wie hat sich diese Vision dann entfaltet?“

„Als Friseurin hat es mich immer mehr dazu bewogen, mich zurück zu orientieren an die Zeiten des Baders. Der Friseur früher war ja nicht nur ein Friseur, er war ja mehr oder weniger ein Heilpraktiker. Ein Bader hat früher nicht nur Haare geschnitten, sondern die Gesundheit seiner Kunden überprüft und auch Aderlass gemacht. Ich wollte auch dahin, mich nicht mehr nur um die Haare zu kümmern, sondern die Leute auch wieder ganzheitlich anzuschauen. Auch wenn sich an den Haaren durchaus schon viel ablesen lassen kann. Das Bewusstsein war geweckt für Naturmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Naturkosmetik. So haben wir dann den Verkauf im Geschäft umstrukturiert. Uns ist biozertifizierte Ware sehr wichtig, im Sinne von Qualität, Nachhaltigkeit und wo die Ware herkommt. Jedes Jahr sind wir daher auch auf der Bio-Fachmesse. Vor zwei Jahren habe ich dann nochmal einen starken Schub verspürt mit dem Thema Plastik. So habe ich dann angefangen, das Sortiment dahingehend ein weiteres Mal umzustellen, um Plastik möglichst komplett zu vermeiden. Das war nochmal ein großer Schritt.“

„Was ist deine Mission, die du dabei in dir spürst?“

„Ich möchte möglichst viele Menschen dadurch inspirieren, wie sie Dinge in ihrem Leben gesünder und umweltbewusster umstellen können. Vor allem, welch tolle Wirkung diese Produkte auf die Gesundheit und auch auf die Natur haben. Am Anfang haben mich die Leute noch belächelt, inzwischen kommen immer mehr und mein Rücklauf wächst auch immer mehr. Und seit letztem Jahr beschäftigt mit das Thema „Ökologisch leben“ sehr intensiv. Das heißt, ich hatte zwar schon Bio-Produkte in meinem Geschäft, aber trotzdem gab es welche darunter, die nicht biologisch abbaubar gewesen sind. Da habe ich wieder nach neuen Möglichkeiten gesucht. Dabei habe ich mir im Frühjahr letztes Jahr einen Traum erfüllt.“

„Wie sieht der aus dieser Traum?“

Ich habe meine eigene Marke „Soiba g‘macht“ auf den Markt gebracht. Denn damit kann ich Leuten zeigen, wie man auf ökologische Art und Weise sein Putzmittel und sein Waschmittel selbst kreieren kann, bei dem die Umwelt nicht belastet wird und alles abbaubar ist, so dass in unseren Kläranlagen keine Rückstände drin sind und es nicht in die Flüsse und Seen weitergeleitet wird. Ist ja derzeit auch ein ganz, ganz großes Thema, dass inzwischen schon die Frösche und Fische mutieren. Wir geben einfach noch zu viel Chemie in den Abfluss. Hier möchte ich unbedingt dazu beitragen, das Gleichgewicht wieder bissel mehr herzustellen. Daher sind diese Mittel alle auf natürlicher Basis wie Soda, Gallseife, Essigessenz, Kernseife und ätherische Öle. Man kann sie selbst machen oder eben fertig bei mir kaufen. Mir macht das total Spaß! Und weil ich selbst damit so gute Erfahrungen gemacht habe, biete ich in dieser Reihe auch noch selbst zu machendes Räucherwerk zur erweiterten Reinigung an und dazu passende Literatur zum räuchern. Mal schauen, wie ich das Sortiment noch weiter ausbaue.“

„Hast Du dazu schon etwas im Sinn?“

„Ja! (lacht) Schon seit Jahren habe ich mich mit Wasser beschäftigt. Ich weiß, wie wichtig die richtige Struktur ist und was man mit Wasser alles machen kann. Wir haben durch viele verschiedene Einflüsse nicht mehr das Wasser, das wir früher mal hatten. Deshalb setze ich mich auch hier ganz stark ein, den Menschen die richtige Qualität des Wassers nahe zu bringen. Wasser lässt sich ja durch verschiedene Arten beeinflussen und sozusagen informieren. Hierdurch kann man so viel Prävention bzw. Gesunderhaltung leisten, wie es optimal für unseren Körper wäre. Mir ist es wichtig, den Leuten ihren Konsum aufzuzeigen und dadurch verstehen lernen, welche Zusatzmittel man aus der Nahrungsmittelindustrie zu sich nimmt, von denen man meist gar keine Ahnung hat. Vielleicht kann ich auch hier ein Umdenken mit anstoßen und gute, neue Wege aufzeigen.“

„Damit bist du ja als Einheimische eine Vorreiterin für mehr Umweltbewusstsein und Rücksicht auf die Natur. Eigentlich auch eine Vermittlerin von dem alten Wissen der Großeltern und Urgroßeltern. Sind die Menschen inzwischen wieder mehr bereit dafür?“

„Ja, es wächst immer mehr. Das sehe ich in der eigenen Familie und auch im Freundeskreis. Natürlich ist es in der Familie immer leichter, die Dinge zu verbreiten, denn sie ist ständig in direktem Kontakt mit mir. Da braucht man nicht zu googeln, da kann ich alles direkt erklären.“

„Also bist du eigentlich ein lebendiges Internet mit allen relevanten Informationen zu der Thematik!“

„Ja, (lacht), so kann man es vielleicht sagen. Ich merke an meinen eigenen Töchtern jedenfalls, dass die nachfolgende Generation dadurch viel näher mit der Thematik aufwächst. Allein schon durch ihren Einsatz bei uns im Garten und mit den Tieren sind sie sehr bewusst im Umgang mit der Natur. Man merkt aber auch an anderen jungen Menschen, dass sie ein Rückbesinnen auf die Natur stark wollen und auch suchen, weil sie die Folgen unserer Fehler inzwischen deutlich sehen.“

„Glaubst du, dass die heutigen doch sehr gehetzten Menschen den Mehraufwand an Zeit für die Verwendung oder Zubereitung von biologischer Ernährung, Wasser oder Reinigung gut heißen und auf sich nehmen werden?“

„Mein Eindruck ist, dass viele Menschen ihre Zeit total uneffektiv nutzen. Denn jeder hat die Zeit, wenn es einem wichtig ist. Da bin ich mir einfach sicher. Da muss sich nur vom Mindset etwas ändern. Dann hat JEDER diese Minuten am Tag dafür Zeit. Wenn einem etwas wirklich wichtig ist, dann geht das. Meiner Meinung nach ist Gesunderhaltung das A und O. Darum geht’s.“

„Dann bist Du sozusagen auch eine Wertewandlerin? Welche Werte stellen Menschen denn tatsächlich an höchste Stelle?“

„Naja, Menschen lernen oder verändern sich auf verschiedene Art. Manchmal braucht es einen Schicksalsschlag oder ein einschneidendes Erlebnis, bis der Mensch dafür wirklich wach wird. Schön wäre natürlich, wenn es ohne Leid dahin käme. Deshalb möchte ich das Bewusstsein für den eigenen Körper, aber auch für die Erde und Natur vorher wecken.  Die Natur braucht ihre Gesundheit, damit wir unsere Gesundheit erhalten können. Das hängt alles miteinander zusammen. Das muss uns einfach wieder bewusst sein.“

„Vielen Dank für den Einblick in Deine zauberhafte Arbeit und Engagement!“

 

Caren Klaschka, Innerer Wandel